Mittwoch, 28. Januar 2009

When everyone leaves...

Im Moment ist hier gerade Untergangsstimmung, weil seit etwa einer Woche jeden Tag andere Erasmusstudenten abreisen. Die Gemeinschaft die sich gefunden hat löst sich auf, und auch wenn jeder geuwßt hat, dass ja alles nur auf Zeit war, ist es trotzdem irgendiwe traurig. Natürlich versteht man sich nicht mit allen gleich gut. Im Gegenteil, so wie hier die unterschiedlichsten Menschen auftauchen gibt es die unterschiedlichsten Sympathien. Dennoch verbindet einen dieses eine Semester an gemeinsamer Erfahrung ungemein. Wie wir in den ersten Tagen in die Stadt gefahren sind und uns einfach umgesehen haben. Bis zu den letzten Tagen, wo wir schon unsere Lieblingsklubs und Pubs haben, und langsam angefangen haben, uns daran zu gewöhnen, dass wir jetzt hier leben.

Das ist der eine Punkt, an dem ich ungeheuer froh bin, dass ich länger hier sein darf als nur ein Semester. Weil man sich gerade erst aneinader und an die Umgebung gewöhnt hat. Weil man sich nun durch die Straßen bewegt, ohne ständig Angst zu haben sprechen zu müssen, es könnte ja jemand entdecken dass man hier garnicht hingehört.

Im Grunde ist es das Gefühl, nicht mehr fremd zu sein. Und das hat man gerade erst erreicht, oder das habe zumindest ich gerade erst gefunden, wenn die anderen alle nach Hause fahren. Die Zeit ist tatsächlich wie im Flug vergangen, und man stellt am Ende fest, dass man (natürlich) von dem, was man sich vorgenommen hatte, nicht einmal die Hälfte geschafft hat. Da bin ich froh, dass ich noch etwas mehr Zeit habe.

Denn, und das ist das tolle an dieser Stadt, ich bin, wenn ich durch die Straßen laufe, immernoch glücklich, weil ich hier sein darf. Natürlich gewöhnt man sich an alles und entwickelt einen eigenen Alltag, aber wenn ich in Covent Garden aussteige, ist für ich noch nichts von allem drum herum selbstverständlich. In mancher Hinsicht glaube ich, dass das nächste Semester noch viel besser wird als das erste: Ich bin immernoch zu beeindrucken, habe aber nun die Routine, das voll auszukosten. Mit zwei anderen Erasmusstudenten habe ich mir ab Sonntag eine Wohnung etwas näher an der City angemietet. Natürlich ist es blöd wenn alle weggehen, mit denen man die Erfahrunggeteilt hat, hier her zu kommen. Trotzdem glaube ich, dass es nur besser werden kann.

London ist einfach eine tolle Stadt. Hier nochmal ein Beweis:
London from above

Man könnte also sagen, es ist Halbzeit für mich hier. Ich möchte allen Lesern für ihre Aufmerksamkeit danken und hoffe, dass es nicht allzu langweilig war. Na dann, starten wir mal ins nächste Semester.

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Freitag, 16. Januar 2009

Westfield London

Heute: Ich als Opfer des Konsumterrors.


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Das war die catchy phrase für den Anfang. Jetzt, wo ich die Aufmerksamkeit habe, kann ja sagen dass es gar nicht so schlimm war. Gestern war ich zu Besuch in der Shopping Mall, von der immer behauptet wird, sie wäre die größte Europas. Nicht ganz. Tatsächlich ist sie, wenn man wikipedia glaubt, die größte „urban indoor shopping mall“ in Europa. Sagen wir der Einfachheit halber also, dass sie groß ist. Man findet um die 265 Geschäfte, von Boots (eine günstige Drogerie) bis Louis Vuitton ist alles verfügbar.


Um den ersten Satz wieder aufzugreifen: Einer der Gründe, warum ich gestern den über einstündigen Weg zu besagtem Konsumzentrum auf mich genommen habe, war schlicht, um es einfach mal zu sehen. Die Westfield Shopping Mall London gibt es erst seit dem 30. Oktober letzten Jahres, und da erwartet man natürlich fancy Architektur und gestylte Shops. Und es ist tatsächlich 'astonishing'.


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Das Dach soll wohl eine Art Baumdecke darstellen. Es ist unglaublich wie luftig und großzügig alles wirkt. Die Grundfläche der Mall ist etwa so groß wie 30 Fussballfelder, und das merkt man. Nun war ich an einem Mittwoch Nachmittag da, was bezüglich des Raumgefühls sicher kein Nachteil war – an einem Samstag wage ich mich da vorerst nicht hin.


Leider ist es aus irgendeinem Grund verboten, mit einer Kamera, die nicht Handy-Format hat, im Innern Bilder zu machen. Und da in der Mall Massen von Securities unterwegs sind, konnte ich nicht frei walten. Aber von außen sieht das Gebäude auch recht beeindruckend aus.


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Mit mir unterwegs war ein Architekturstudent, der hatte seine wahre Freude. Man mag von modernen Shopping Malls nicht begeistert sein, die immer etwas klinisch rein und unnatürlich daherkommen. Da ist Westfield keine Ausnahme. Etwas übertrieben, wie ich finde, hat es Jonathan Glancey vom Guardian formuliert:


“My own preference for traditional city streets, a mix of architecture historic and new, covered markets, street markets, independent shops and a sense of normal, everyday life - birdsong, dogs, passing traffic, sun, showers, frost and snow - will mean very little to the millions who will come here to mill around, gawp, spend and lark about as the crowds once did in the long forgotten halls of White City and the burned down naves and aisles of the Crystal Palace.“


Natürlich finden wir alle den Tante Emma Laden super, genauso wie wir Starbucks hassen und das Café an der Ecke lieben. Was ich damit sagen will: Bei diesem Thema übertreibt man doch oft und macht sich was vor. Doch dass diese malls in ihrer Künstlichkeit auch ein Stück Lebendigkeit verlieren, da muss ich zustimmen.


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Dennoch – die Architektur ist phänomenal. Vielleicht komm ich ja nochmal wieder. Man kann sich wohl in der Verwaltung eine Genehmigung zum Fotografieren holen, habe ich gehört.


Links:

Westfield London

Guardian online: Westfield mega mall: The death of city architecture