Donnerstag, 27. November 2008

This Fire is out of Control II


-Bearbeitet



Gestern gab es mal wieder einen Feueralarm. Abgesehen von dem, den wir letzten Mittwoch hatten, war das der erste seit ein paar Wochen – eine durchaus zu begrüßende Entwicklung. Denn obwohl dies nun inzwischen der siebte war, den ich miterleben durfte, schreckt man jedesmal hoch. Der Ton ist einfach zu aufdringlich.
Für den weiteren Ablauf habe ich inzwischen eine Routine entwickelt. Nach genervtem Stöhnen ziehe ich mich an – es ist kalt draussen. Ein kurzer Blick ins Treppenhaus stellt sicher, dass nicht doch Gefahr für Leib und Laptop besteht. Dann gehe ich in die Küche und setze mir Wasser auf, um ein paar Minuten später mit einer heißen Tasse Tee das Haus zu verlassen. Rechts vor der Haustür, unter der CCTV-Kamera, treffe ich dann meist die Leute aus dem Haus, die ich kenne. Rituell raunzt man sich dann zitternd (nur ich nicht, ich hab ja eine heiße Tasse Tee in der Hand) Beschwerden zu und übertrifft sich in der Zahl der miterlebten Evakuierungen. “Well we didn't have one for quite a time”, “That's the sixth time now – in only two months!”, “Six? I've had seven till now...”.
An sich ist es ganz nett, sich regelmäßig mit den anderen Bewohnern zu treffen. Wenn es nicht so kalt wäre, kalt für die Mädchen, die man gern in Pyjama, Bademantel und Pantoffeln antrifft. Bei meiner Mitbewohnerin gern als Set in pinkund pink mit pink. Überhaupt scheint das Leben für die meisten Studenten hier nicht allzu fordernd zu sein, gemessen an der Zahl der Schlafanzüge, die man um halb zwei antrifft.


DSC_2090



Während die inzwischen eingetroffenen Feuewehrmänner wieder abziehen und dabei von den Mädchen in Pyjamas beachtet werden, erfährt man, was es diesmal war, das den Alarm auslöste. Jemand hatte lange heiß geduscht und dann die Tür zum Zimmer geöffnet, der Wasserdampf wurde dann wohl als potenzieller Großbrand interpretiert. Klingt unwahrscheinlich? Klar. Klingt aber auch wie eine gute Erklärung für die Häufigkeit der Feuerwehreinsätze allein in unserem Haus mit seinen rund 80 Bewohnern.


DSC_2103



Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich für die nächsten fünf Tage. Ich werde das Land verlassen und dorthin gehen, wo man alles frittieren lassen kann – Schottland! Genauer nach Edinburgh. Bilder folgen.

Montag, 24. November 2008

The Vampire 2/2 - Got it. The Vampire-Thing.

Letzte Woche habe ich versucht, den Song, dem dieser Blog seinen Namen verdankt, Lügen zu strafen. East London is a vampire? Das East London, dass ich gefunden hatte, sicher nicht. Doch zugegebenermaßen war dieses Bild (oder die Bilder) nicht represäntativ.
Mal ehrlich: So richtig "hip", wie man sich "hippe" Viertel oder Städte vorstellt (also so wie Berlin), sah es auch nicht aus. Eher schon fast idyllisch, und fast aufgräumt (also nicht wie Berlin). Die weitaus coolere Gegend ist jene um die Brick Lane, eine Straße voller unglaublich cooler Klamottenläden, noch coolerer Galerien und überhaupt der allercoolsten Leute. Man ist unglaublich hip und ja sowieso total alternativ. Irgendwann sehen dann alle so independent aus, dass man sie untereinander nur noch an der Farbe der glaslosen Nerdbrille unterscheiden kann, die man nur aus styling-Gründen trägt. Und die man in dem total hippen Laden in der Brick Lane gekauft hat.




Aber genau so wie diese Läden nur oberflächlich "voll indie" sind ist East London nur oberflächlich so bunt, lustig und alternativ wie die Brick Lane. Die Seitenstraßen sehen eher deprimierend aus.












Mehr Schein als Sein.

Commerce dressed up as rebellion



Freitag, 14. November 2008

The Vampire 1/2 - I Can't See the Vampire

Zuerst einmal: Sorry dass ich so lange nichts mehr gepostet habe. Ich war damit beschäftigt, Essays zu schreiben. Ich versuche, in nächster Zeit intensiver Arbeit für die Uni zu vermeiden und mich mehr dem blog zu widmen.

East London is a vampire, it sucks the joy right out of me


Der Song, dem dieser blog seinen Namen verdankt, fällt ein persönliches aber nicht gerade positives Urteil über das besagte Viertel. East London, das ist allerdings nicht direkt die Vorstadt, in der die UEL liegt. Die heißt vielleicht "East East London" oder "Far East London" oder "Dear I thought we already left the town-London". Das "richtige" East London liegt so etwa zwischen den Stationen Aldgate und Cambridge Heath (nur falls jemand das nachgucken möchte).
Ein weiterer Fakt: East London hat in den letzten Jahren Soho als das hippste Viertel abgelöst. Soho, das war mal - da tummeln sich nachts heute nurnoch B-Promis, die es nicht besser wissen. Wer im neuesten heruntergekommenen Hinterhof-Club mit Leuten, die in ihrem Styling hässlich mit individuell verwechseln, zu den neuesten hippen Songs abzappeln will, kommt heute um East London nicht herum.
Diesen Eindruck hat man zumindest, wenn man sich den (genialen) Opener von Bloc Parties A Weekend In The City anhört (von dem die oben gennante Zeile stammt). Doch als ich in Aldgate East aus der Tube stieg, fand ich ein anderes East London. Das Viertel hat noch ein anderes Gesicht, eines, in dem man (oder zumindest ich) bedenkenlos seine Kinder großziehen würde. In dem man in den Square Gardens Sonntags seinen Hund ausführt und danach im nahen Café Fünf-Uhr-tea hat. Und dabei Zeitung liest. Es hat schon fast etwas von Vorstadt-Idylle.
















An der Hackney Road findet man sogar eine sogenannte City Farm, eine Art Bauernhof-Spielplatz für Kinder und ihre Eltern. Während die Kleinen töpfern können die Großen im eigenen Café einen Espresso trinken.





P.S.: Ich wurde gefragt, ob es die Bilder auch in höheren Auflösungen für Wallpaper gibt. Ich werde demnächst ein oder zwei Sets zusammenstellen.

Links zum Artikel:

Bloc Party - Song for Clay (Disappear here) auf youtube
Hackney City Farm

Samstag, 1. November 2008

Leadenhall Market

Wer an der Station Bank aus der Tube steigt und durch die labyrinthartigen Gänge nach draußen findet, ist umgeben von monumentalen Bürogebäuden, Glasfassaden und kaltem Beton. Der Name der Station bezieht sich auf die Bank Of England, eine Art Festung umgeben von zehn Metern hohen Betonmauern. In der Umgebung haben neben den großen englischen auch viele internationale Banken große Vertretungen eingerichtet. Wer durch die Straßen schlendert, findet neben teuren Boutiquen und Restaurants vor allem Starbucks und seine Kopien.
Wer allerdings in die unscheinbare Whitington Avenue einbiegt, betritt nach hundert Metern den Leadenhall Market – nicht nur architektonisch ein Kontrast zu der gesamten Umgebung.




Hier, unter der filigranen Dachkonstruktion von 1881, verbringen viele der Bankangestellten ihre Mittagspause. Ihnen bieten sich zahlreiche „Eating Facilities“, vor allem auch in Form von kleinen Marktständen, die tatsächlich nur für die Mittagszeit aufgebaut werden.




Seit dem 14. Jahrhundert finden hier Märkte statt, und auch wenn heute das Geschehen eher in den Geschäften stattfindet, hat sich der Marktcharakter doch gehalten.







Der Kontrast zur näheren Umgebung, hier dem – zugegebenermaßen krassen Beispiel – Lloyds Building, ist frappierend.




Immer eine Ruhepause wert. Achso – mieten kann man das ganze Teil auch noch. Preis auf Anfrage





Links:

Leadenhall Market