Mittwoch, 25. Februar 2009

Nachtrag: Umzug

Einige meiner geschätzten Leser werden es bereits wissen: Ich bin zum 1. Februar umgezogen,runter vom Campus, rein ins Leben. Und jetzt, fast einen Monat später, schaffe ich es, einen Blogeintrag zur Wohnung zu schreiben.

Ich bin zusammen mit zwei anderen Studenten in die Whitechapel Road nach East London gezogen. Wer wissen möchte wo das ist, kann bei Googlemaps einen der folgenden Begriffe eingeben: Royal London Hospital, Whitechapel Street Market, The London Muslim Centre oder Whitechapel Station, das ist alles in der Nähe.


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Wie bereits berichtet, wurde London am Wochenende unseres Einzugs vom stärksten Schneesturm seit 18 Jahren heimgesucht. Teilweise an die 20 cm! Das reichte um hier jegliche Infrastruktur zusammenbrechen zu lassen. Am ersten Sonntag Abend bin ich dennoch, den Elementen heldenhaft trotzend, vor die Tür gegangen und habe Eindrücke von der Umgebung gesammelt (Die teilweise allerdings schon für den Schneesturm-Artikel draufgegangen sind). Jedenfalls sieht so unsere Straße aus:


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Besagtes Royal London Hospital ist übrigens sogar fast direkt gegenüber. Das ist sicher super, wenn sich einer von uns beim Wäsche aufhängen den Arm bricht, oder beim nächsten Schneesturm ausrutscht. Der nahe Hubschrauberlandeplatz gibt zusätzliche Sicherheit. Der Nachteil: Die gesamte Nacht hindurch rücken Krankenwagen im 20 Minuten-Takt aus. Während ich trotz offenen Fensters wie ein Stein schlafe, muss meine Arme Mitbewohnerin immer Ohrstopfen benutzen, und das obwohl ihr Zimmer auf der Rückseite des Hauses liegt.


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Weniger störend ist da die nahe Moschee. Zwar singen die Muezzins (ich hoffe die heißen tatsächlich so) heutzutage natürlich mit Mikrofon und Lautsprecher, aber nur zu humanen Zeiten.


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Auf einem der oberen Bilder konnte der geneigte Betrachter schon einen Blick durch das Küchenfenster auf unsere „Terrasse“ werfen. Im Grunde Ein relativ großes Garagendach, hinter dem unmittelbar die Gleisen der District-Line entlangführen. Das hat natürlich einen total urbanen Charme.


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Wir freuen uns bereits auf Barbecues im Sommer, und unsere Nachbarn, die ebenfalls Studenten sind, freuen sich auch schon. Die Wäsche müssen wir dann natürlich abnehmen. Und zum Abschluss noch ein gedankenschwerer Blick aus dem Fenster.


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Mittwoch, 4. Februar 2009

Walking in the Winter Wonderland

Einige werden es vielleicht am Rande mitbekommen haben: In London ist Sonntag Nacht das Chaos ausgebrochen. Am Montag nachmittag habe ich den folgenden Beitrag verfasst. Natürlich könnte ich den jetzt nochmal überarbeiten, denn es ist ja schon Mittwoch, aber ich glaube ich lass das lieber. Es würde etwas verloren gehen vom unmittelbarem Eindruck. Also-einfach die Zeit zurückdrehen.

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Gestern hat es geschneit. Genau genommen schneit es seit gestern nachmittag ununterbrochen. Am Abend war es noch lustig. Auf der Straße sind die Leute herumgelaufen, haben Photos gemacht und mit Schneebällen geworfen. Auch meine Mitbewohner und ich sind vor die Tür und haben uns ausgetobt. Auf den Bürgersteigen lag etwa fünf Zentimeter Schnee, der Verkehr ging langsamer, aber flüssig. Hinter dem Haus haben wir mit Schneebällen auf U-Bahn-Züge geworfen. Es sah etwa so aus:

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Recht winterlich, aber alles noch nichts besonderes. Heute morgen haben wir dann festgestellt, dass es die ganze Nacht einfach weitergeschneit hat. Inzwischen waren es locker 20 Zentimeter. Nachdem wir das Auto freigeschaufelt hatten, machten meine Mitbewohner und ich uns auf den Weg zum Campus. Dadurch entging uns das volle Ausmaß des Wetters – auf den Straßen standen zwar hier und dort ein paar Verirrte, aber dass die Londoner nicht an Schnee gewöhnt sind, war uns schon vorher klar. So war ich dann doch überrascht, als ich zum City Airport kam. Dieser war nämlich voller Menschen: Alle Flüge bis auf weiteres “cancelled”. Und dasselbe an jedem anderen Londoner Fuughafen. Nicht nur dass: Fast keine Tube fährt mehr, alle Buslinien sind “suspended”und was doch fährt, hat nicht unerhebliche Verspätung.

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Folgen: Auf dem Campus fallen sämtliche Vorlesungen aus, die meisten Läden haben zu, auf die Arbeit geht fast niemand. Wie Sonntag, eigentlich.
Nun werden viele sicher schmunzeln, und ja, auch ich dachte zeitweise “Bitte, es sind nur 15 Zentimeter”. Aber erstmal sind es inzwischen schon 20 (es schneit immernoch), zweitens hat es in London seit 18 Jahren nicht mehr soviel geschneit – das ist hier einfach niemand gewöhnt. Normalerweise hält die Stadtwärme solche Schneemassen fern, mal abgesehen davon dass es hier sowieso nicht allzu kalt wird im Winter (ja, während die meisten meiner Leser bei minus zehn Grad in Deutschland frierten, hatten wir hier milde Temepraturen um den Nullpunkt).
Die letzte weiße Weihnacht liegt gar 24 Jahre zurück. Das erklärt, warum in Südengland Winterreifen gar nicht existieren. Die Buslinien verfügen nur über Sommerreifen, genauso wie alle Mietwagen, Taxis oder sonstige Autos.

Trotzdem schön, irgendwie.

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Abwarten und Tee trinken? Vielleicht. Allerdings sieht der Wettebericht für den Rest der Woche nicht besser aus: “heavy snow forecast”.

Nachtrag: Gestern morgen war der Spuk dann schon weitgehend wieder vorbei. Und heute ist dasmeiste bereits aus dem Weg geräumt und es fährt alles wieder so zuverlässig wie vor dem “Schneesturm”. Immerhin.

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