Sonntag, 5. Oktober 2008

This fire is out of control

Heute begrüße ich euch live aus der Bibliothek. Ok, tue ich nicht, aber ich könnte. Wer auf die Zeit dieses Postes blickt wird stutzen, aber ja: Die Bibliothek hier hat 24/7 geöffnet, und es kann auch zu jeder Zeit ausgeliehen werden.

Und das ist auch gut so. Denn heute saß ich bis in den Abend hinein tatsächlich in der Bibliothek. Doch bevor der Leser mich jetzt zu den Oberstrebern ohne Leben legt, möchte ich erklären warum. Dazu eine (sehr) kurze Anekdote:

In Mainz gehen die Leute in die Bibliothek um zu arbeiten. Peinlich genau wird vom Bibliothekspersonal auf Ruhe geachtet, nur den Angestellten selbst ist es anscheinend frei gestellt die Membran des Telefonhörers bis an die Belastungsgrenze zu bringen.
Hier jedenfalls gehen die Leute für alles mögliche in die Bibliothek. Am Donnerstag saß neben mir eine Frau und telefonierte als wäre sie zuhause, während an den PCs gegenüber ein Mann und eine Frau Kaffeekränzchen hielten. Ein paar Arbeitsplätze weiter brachten es zwei Mädchen fertig sich zwanzig Minuten lang schrill über vier Meter Distanz zu bequatschen.

Nur zur Erinnerung: Bei uns wird man schon schief angeguckt wenn man sich flüsternd mit dem Nachbarn unterhält oder das Handy versehentlich nicht auf lautlos steht.

Dazu kam dann natürlich noch der Feueralarm. Ich werde jetzt was über den Feueralarm erzählen. Ja, genau.
Um etwa halb sieben ging er los, und alles sollte fluchtartig das Gebäude verlassen. Will sagen: Man packte in Ruhe seine Sachen und schlenderte zum Ausgang. Lebensmüde? Nein. Man ist das hier anscheinend gewöhnt. Ich bin seit zwei Wochen hier und das war mein viereinhalbter Feueralarm, allein dreimal davon in meinem Wohnhaus, und heute ging er mal kurz and und sofort wieder aus - wahrscheinlich zu Testzwecken (das war der halbe). Das macht gelassen. Denn natürlich brennt nie etwas. Wenn es jedesmal brennen würde, wenn der Feueralarm losgeht, würde der Campus innerhalb von Wochen zu Asche zerfallen. Vielmehr scheinen die Rauchmelder hier loszugehen, wenn man nur an eine Kerze denkt. Und jedesmal muss man raus in die Kälte, wo man dann die Nachbarn im rosa Bademantel trifft. Ich glaube an der UEL sind schon mehr Leute während des Feueralarms erfroren als verbrannt.

Wie auch immer, am Wochenende ist es in der Bibliothek jedenfalls angenehm ruhig, weshalb es überhaupt nicht uncool ist, da hin zu gehen. Ein weiteres Indiz dafür, dass ich noch ein Leben haben, ist die Gründung der Erasmus Society. Societies gründen hier die unterschiedlichsten Interessenverbände - Muslime, Wodkatrinker, Inder, oder eben Erasmus-Studenten. Man plant gemeinsame Unternehmungen wie Filmabende oder Trips irgendwohin und wird dafür von der Uni unterstützt - beispielsweise mit Räumen oder auch direkt finanziell. Und wie das mit Gesellschaften so ist braucht es einen der sagt wo Hase langläuft, und das bin jetzt wohl ich geworden - natürlich gibt es mehrere Ämter und wie es aussieht wird es nich so einfach durchzusetzen, dass ich mir von der Gesellschaftskasse ein neues Objektiv kaufe.

Ich werde weiterhin berichten ob das mit dem Gesellschaftsvertrag so funktioniert wie Rousseau sich das vorgestellt hat.

And to the man who would be king
I will say only one thing[:]
la la la-la-la-laa la la la-la-la-laa

The Libertines - The Man Who Would Be King

P.S.: Heut mal keine Fotos. Aber ich hoffe das nächste Mal kann ich schon mit richtigen aufwarten.

1 Kommentar:

Peter hat gesagt…

Hi mein Großer,
hört sich sehr spannend, da bekommt man doch recht interessante Einblicke in die "fremde Kultur" und einen ganz neuen Blick auf die Heimat.
Glückwunsch zur Präsidentschaft, so schnell werden Karrieren gemacht! Geh sparsam mit dem Haushalt um, ich brauche auch noch dies und das!
Bitte denk daran, dass Kathrin heute Geburtstatg hat, sie freut sich ganz sicher über ein Lebenszeichen.
Take good care!
Dad